Hettich C 2

In Bünde entstand „In der Loghe“ der Fertigungsstandort C 2 der Hettich Holding

ausgezeichnet mit dem Holzbaupreis NRW 2014

energieoptimierter Industriebau in Holz
Industriebau und technischer Ausbau
Es geht darum die Effizienz von Gebäuden im Ganzen zu steigern. Dafür braucht man Kreativität. Und Kreativität braucht Freiräume. Checklisten und Verordnungen schaffen keine Freiräume.
Dipl.-Ing. Arch. Dietmar Riecks im Interview / Innovation & Energie / Energieagentur NRW Nr. 2 – 2014
energieoptimierter Industriebau in Holz

Standort

Im ostwestfälischen Bünde, nahe dem Firmenhauptsitz des Möbelbeschlagsherstellers Hettich in Kirchlengern errichteten Banz + Riecks Architekten für diesen eine moderne sowie nachhaltige Produktionshalle. Als ergänzende Nutzungen sollten der Warenein- und -ausgang sowie Büro- und Werkstatträume integriert werden.

energieoptimierter Industriebau in Holz

Konzept

Zielsetzung des Bauherrn war es, mit dem Primärenergiebedarf die EnEV 2009 deutlich zu unterschreiten. Diese Aufgabe wurde von den Architekten zum Anlass genommen zu analysieren, inwieweit konventionelle Bausysteme den ständig wachsenden Anforderungen im Hinblick auf Energieeinsparungen weiterhin genügen können. Neben dem Kunstgriff, die bei den Herstellungsprozessen entstehende Wärme für die Beheizung zu nutzen, besticht das Gebäude durch eine klare und freundliche Architektursprache. Ein auf ökologische sowie ökonomische Einsparpotenziale ausgelegtes Energiekonzept bringt immer auch grosse Herausforderungen mit sich. Im Vorfeld wurden dämmtechnische Grenzwerte – insbesondere die Effizienz bei steigender Dämmstärke – ausgelotet und bauphysikalisch optimierte Details entwickelt. Des Weiteren musste der als Wärmequelle ausgemachte Produktionsprozess analysiert und mit einbezogen werden.

energieoptimierter Industriebau in Holz

Gestaltung und Materialwahl

Mit den Abmessungen von 225 Meter Länge und 56 Meter Breite dominiert der Bau die nähere Umgebung. Das auffällige Dachtragwerk der Stahl-Holz-Hybridkonstruktion sowie die sorgfältig gestaltete Fassade heben ihn von konventionellen Industriebauten ab.

Während der Sockel aus Sichtbeton sichtbar bleibt, besteht die Bekleidung der oberen Holzrahmenwände aus horizontalen Holzlamellen. Die weithin sichtbare, natürliche Materialität und die horizontale Strukturierung unterstützen die ruhig wirkenden, liegenden Proportionen der Halle. Bewusst gesetzte Zäsuren – als gebäudehohe Sichtbetonflächen oder Tore ausgeführt – strukturieren die lange Nordseite. Auf der Südseite wird die Fassadenfläche lediglich durch unaufällige Fensterbänder und Türen unterbrochen.

Der Flachbau bietet eine Bruttogrundfläche von rund 14.000 Quadratmetern für die Produktion sowie die angegliederten Nutzungen. Während die Nebenräume und der Wareneingang

entlang der südlichen Seitenwand als zweigeschossiger Riegel angeordnet sind, ist der Fertigungsbereich als Grossraum konzipiert. Dieser wird durch Raum-in-Raum Leichtbaukonstruktionen für die Produktionsbereiche strukturiert.

energieoptimierter Industriebau in Holz
energieoptimierter Industriebau in Holz
energieoptimierter Industriebau in Holz
energieoptimierter Industriebau in Holz

Konstruktion

Um die Energie- und Nachhaltigkeitsziele des Bauherrn zu gewährleisten, griffen die Architekten auf die schon bei den Bauten für Solvis bewährte Kombination von hoch wärmegedämmter Holzleichtbaukonstruktion und teilweise nach aussen verlagerter Dachkonstruktion zurück. Um den umbauten Raum und in diesem Zuge den Energieaufwand für die Beheizung und Belüftung zu reduzieren, wurde ein Teil der Konstruktion oberhalb der Dämmebene des Dachs angesiedelt.

Die über 50 Meter spannenden Primärträger der Mischkonstruktion aus Holz und Stahl werden von aussen liegenden Pylonen und Zugseilen gehalten, die sorgfältig thermisch entkoppelt und  Wärmerdämmtechnisch integriert wurden. Ein weiterer Vorteil der aussen liegenden Konstruktion ist die optionale, praktisch systemimmanent realisierbare Installation von Photovoltaikelementen. Im Inneren der Halle sind nur die sekundäre Trägerlage aus Brettschichtholz und die über fünf Meter tragende Holzrahmenkonstruktion der gedämmten Dachhaut sichtbar.

energieoptimierter Industriebau in Holz
energieoptimierter Industriebau in Holz
energieoptimierter Industriebau in Holz
energieoptimierter Industriebau in Holz
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Projektdaten

Nutzungstyp
Fertigungsgebäude

Standort
In der Lohge, Bünde-Spradow

Bauherr/Nutzer
Hettich Holding GmbH & Co. oHG

Realisierung
03.2010–09.2011

Kennwerte
BGF 13.970 Quadratmeter
BRI 165.00 Kubikmeter

Primärenergiebedarf 95 kWh/qma
EnEV 2009 – 72 Prozent

Baukosten netto
Kostengruppe 300–400 12.500.000 Euro
Kosten je Quadratmeter BGF 895 Euro
Kosten je Kubikmeter BRI 76 Euro

Preise & Auszeichnungen
Holzbaupreis NRW 2014 ( Landesverrat Holz Nordrhein-Westfalen e.V. )
Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW 2015 ( Ministerium BWSV NRW )

Fotos
© Christian Richters